Auf meinem Streifzug durch die Stauffacher Bücherhandlung
sprang mir ein Buch ins Auge: 2 Männer umgeben von einem Bücherchaos. Chaos –
passt zu mir dieses Buch muss ich mir näher anschauen. Und nach ächli
durchblättern wanderte auch dieses in die Einkaufstüte. Buchtitel: Arne &
Carlos Kreativ boker – Das Geheimnis unserer Inspiration.
Es wurde schlagartig mein jetziges momentanes Lieblingsbuch.
Am Samstag Abend nahm ich es mit ins Bett, las noch drin rum und konnte es kaum
erwarten, das Sonntag Morgen wird und ich loslegen kann. So stand ich in aller
Herrgottsfrühe auf, noch halb schlafwandelnd, klemmte mir das Buch sogleich
unter den Arm und tappte, mit meinem täglichen Begleitrudel bestehend aus
Hunden und Katze ins Parterre, rein in meine neu gestrichene und umgestellte
Werkstatt und stolperte als erstes über mein Stativ, welches dann in hohem
Bogen quer durch Zimmer flog (es versteht sich von selbst, dass meine geliebte
Canon EOS 60D aufs Stativ geschraubt war). Kamera futsch, Objektiv
gebrochen....aus die Maus für meine Canon. SCHÖNER Start in den Sonntag. Ich
brauche Kaffee – viiiiiel Kaffee.....
Von dem Schock erholt gings dann los mit Arne & Carlos.
Um was geht’s in dem Buch: es geht darum, dass ihr alles, was rumliegt
supersimpel in Bücher verwandeln könnt. Und genau das fasziniert mich an diesem
Buch. Vielleicht ist es noch sinnvoll – zuerst mein Notizbuch-Komplex zu
erklären damit hier mein Beitrag auch Sinn ergibt.
Schon von klein auf war ich von Notizbüchern fasziniert. Ich
hab ganz viele und alle sind leer. Unter anderem kaufte ich mir vor ca. 12
Jahren eines in meinen Ferien in Santorini. Es ist ein in Leder gebundenes. Und
jetzt kommt mein Dilemma: Ich bin nicht fähig da etwas reinzuschreiben!!!! Es
geht nicht!! Seit 12 Jahren liegt dieses Lederbuch rum – es steht mal in dem
Regal und mal in jenem Schrank aber es ist nach wie vor leer! So ca. einmal im
Jahr miste ich aus. Tut der Seele gut sagt man – stimmt auch. Schon diverse
Male hielt ich dieses Lederbuch in den Händen und dachte mir: du nervst mich so
total jetzt fliegst du. Geht nicht, ich stells wieder in den Schrank. Und dann
denke ich mir: Petra – irgendwie spinnst du einwenig – was genau hast du für
ein Problem mit all deinen Notizbüchern???
Erst durch die Entdeckung des Buches von Arne & Carlos
weiss ich jetzt, warum ich dieses Notizbuch-Problem habe: die sind zu perfekt –
ich habe Angst, mich zu verschreiben, nicht schön genug zu schreiben, zu wenig
wertvolle Dinge in dieses Buch zu kleben – es überhaupt „anzubrauchen“ um dann
zu merken, eigentlich möchte ich es für etwas anderes gebrauchen.... Schön
doof. Was bringts mir dann? Nichts!
Durch das Buch von Arne & Carlos hab ich gemerkt, dass
mein Buch „leben“ muss, dass es unperfekt sein muss damit es eben mein Buch
wird, dass es Dinge von mir enthalten muss damit es eben zu mir passt. Und
genau dann benutze ich es nämlich auch weil ich unperfekt bin, weil meine
Schrift je nach Tagesform so unperfekt ist, dass ich selbst einzelne Wörter
nicht mal mehr entziffern kann und es nämlich absolut komplett OK ist,
unperfekt zu sein.
Also habe ich angefangen, meine angebrauchten Blöcke in die
richtigen Grössen zu schneiden (A4), habe stinknormales Kopierpapier genommen
damit mein Buch richtig schön dick wird, habe alles einmal zusammengefaltet,
jeweils 4 Blätter aufeinander gelegt und diese dann mit meiner alten, mehr oder
weniger funktionstüchtigen Nähmaschine ganz normal mit Restfaden in der Mitte
durchgenäht.
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Umschlag für eines meiner Bücher: Mit Reststoffen simpel zusammengezickzackt |
Auch hier das cuule: du
kannst deine Restfäden aufbrauchen. Egal, ob du unten und oben die gleiche Fadenfarbe in deine Nähmaschine eingefädelt hast, alle Resten werden aufgebraucht.
Ich habe ja ein ganzes Arsenal an verschiedensten Farben. Ich nähe etwas,
brauche dafür orangenen Faden, spule das ganze passend auf dieses kleine
Fadenhalter-Metall-Dingsbums, welches man unten in die Nähmaschine reinsteckt,
nähe meine 4x30 cm und merke dann: super, Spule immer noch voll mit orangenem
Faden – brauche ich wohl nie mehr.... und so füllt sich die Nähfadenbox mit
ganz vielen Farben und man denkt sich immer mal wieder: was soll das? Wann
brauche ich das auf? Für was brauche ich das noch? Und mit Arne & Carlos
werden nun auch meine vielen Fadenreste aufgebraucht – einfach toll!
Bei meinem 2. Buch habe ich meinem Mann aus dem Büro einen
A4 Hüseliblock gschtibizt, hab die ganzen Blätter entfernt und diese für meinen
Buchinhalt gebraucht. Andrea hat vor einiger Zeit zu mir gesagt: Petra, unser
Block Paper Flower wird komplett unterschätzt. Der ist fantastisch. Also hab
ich mir den geschnappt und wieder viele gemusterte Seiten in mein Buch
eingefügt und Andrea hatte recht: der ist wirklich richtig toll!!
Für das
dritte Buch habe ich mit dem Block Rose Garden gearbeitet. Wir haben ja durch
den Sommer hindurch angefangen, unseren Garten mit Terrasse zu gestalten und da
ich so eine komplett ahnungslose Gartenfrau bin, benötige ich ein Buch, in
welches ich den Standort und die Namen aller meiner neuen Pflanzen
reinschreiben kann, damit ich auch nächstes Jahr noch weiss, wann ich welchen
Strauch schneiden muss, wie ich welche giessen muss, wie die überhaupt alle
heissen und wann ich welchen Dünger benötige und hoffe so, dass meine Pflanzen
nicht nur 3 Monate lang leben. Immer natürlich vorausgesetzt, meine Hunde buddeln
die nicht wieder aus (ein Rosenstock hab ich auf diese Art leider schon
verloren) oder Pinot frisst mir die Pflanzen ruckzuck bodeneben ab. Aber gut
mein Buch hat genügend Seiten auch für solche Fälle. Da es jetzt mein
unperfektes Buch ist, kann ich auch ohne schlechtes Gewissen Sträucher
durchstreichen und neue hinzufügen.
Bei Arne & Carlos gings nach dem Binden darum, auf den
Buchrücken eine Gaze zu kleben. Die Idee von Arne & Carlos ist ja diese,
dass man vieles, was der Haushalt so bietet, für das Buchbinden benützen kann.
Im Buch steht, du kannst auch eine Mullbinde verwenden. Ich studierte rum, ob
wir Mullbinden haben und plötzlich ging mir ein Licht auf. Ich habe eine uralte
Autoapotheke von meinem Grossvater beiseite gelegt. Auch so typisch ich: ich
kann die nicht wegwerfen. Keine Ahnung das Ding ist wohl 60 Jahre alt, die
Mullbinden darin waren wohl schon vor 40 Jahren nicht mehr steril aber an
dieser ollen alten Blechbüx mit Inhalt hängt mein Herz. Aber durch die Idee von
Arne & Carlos bekommen nun meine Bücher einen Hauch Bubu (so nannten wir
unseren Grossvater) und damit werden meine Bücher noch spezieller. Ich war hin
und weg und Häppi und mein Hirn ratterte auf Hochtouren – was hab ich denn noch
alles was ich gar nicht mehr benötigte??
Fündig wurde ich dann bei einem Wollklüngel von unserem
Alpaka LouLou. Wir hatten dazumal nach der ersten Schur von klein LouLou die
Wolle verarbeiten lassen. Das Flies von LouLou war aber damals nicht so toll,
es liess sich nicht so gut verarbeiten und eigentlich konnte man die daraus
gewonnene Wolle nicht wirklich verwenden. So wie ich aber halt einmal bin,
landete auch diese unperfekte Wolle in meinem Schrank ganz nach dem Motto: ich
hab LouLou lieb, da hängt eine Geschichte dran – kann nicht weg! Für meinen
unperfekten Buchumschlag ist aber LouLou’s Wolle bestens geeignet und so lebt
doch LouLou’s Wolle und ihre Geschichte in meinem Buch weiter und führt kein
tristes Dasein in meinem Schrank.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass ihr – liebe Leserinnen –
nicht direkt ein Alpaka um die Ecke habt, von dessen Wolle ihr mal kurz den Umschlag stricken könnt. Ich bin mir aber fast sicher, dass auch ihr solche Schätze bei
euch „versteckt“ habt, wo ihr neues Leben einhauchen könnt....vielleicht habt
ihr von euren Kindern ein Kleidungsstück beiseite gelegt, aus welchem ihr den
Buchdeckel werkeln könnt. Oder ihr habt Kinderzeichnungen aufbewahrt, oder auch
Aufsätze eurer Kinder, welche man wunderschön in Notizbüchern verarbeiten
könnte.....vielleicht wäre ja genau das ein einzigartiges Geschenk für eure
Kinder – werkelt ihnen ein Buch aus der Vergangenheit und spickt es mit
Zeichnungen oder Aufsätzen oder sonstigen Werken.
Vielleicht habt ihr noch Tischtücher oder gehäkelte
wasweissichwas von eurer Mutter oder Grossmutter, welche irgendwo auf dem
Estrich in einer Kiste liegen.
Das Buch von Arne & Carlos inspiriert mich. Ich freue
mich schon darauf, ganz viele einzigartige, unperfekte Petrabücher zu werkeln.
Das Buch beinhaltet einfach beschrieben alle Infos, die ihr benötigt, um selber
ein Buch herzustellen. Es geht wirklich leicht und es ist nicht schwierig. Ihr
findet es hier: klick...
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Einen Umschlag habe ich noch mit unserem Echtholz gewerkelt. Auch dies funktioniert wunderbar |
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Dieses Buch ist ein Wendebuch geworden. |
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Den Buchrücken habe ich zusätzlich noch bestempelt |
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Vorderseite |
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Rückseite |